„Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit,
ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bild.“
(Ps 17,15)
Prof. Dr. Gerhard Lindemann, Kirchenhistoriker am Institut für Evangelische Theologie, ist im Alter von 57 Jahren in Dresden plötzlich und unerwartet verstorben.
Gerhard Lindemann stammte aus einem evangelischen Pfarrhaus in Niedersachsen. Nach dem Studium der Theologie in Göttingen und Heidelberg war er zunächst an der Kirchlichen Hochschule in Berlin tätig. 1992 wechselte er an die Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, wo er im Jahr 1997 promoviert wurde. 2003 kam Lindemann nach Dresden, um am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung seine Arbeit fortzusetzen. Von hier aus erfolgte im Jahr 2004 seine Habilitation. Seit 2004 lehrte er am Institut für Evangelische Theologie der Technischen Universität Dresden das Fach Kirchengeschichte. 2009 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt.
Neben seiner Habilitationsschrift zur Evangelischen Allianz (1846-1879) und Arbeiten zur Antisemitismusforschung lagen Gerhard Lindemanns Forschungsschwerpunkte in der Aufarbeitung der Kirchengeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Immer wieder näherte er sich mit minutiöser Quellenarbeit den kirchlichen Verhältnissen unter den Bedingungen der beiden deutschen Diktaturen. Darin hatten verschiedene Kirchen, in denen er in zahlreichen Kommissionen wirkte, einen engagierten und kritisch-loyalen Aufklärer an ihrer Seite.
Mit scharfem Blick für historische Zusammenhänge und großer persönlicher Konsequenz trat Gerhard Lindemann für seine Überzeugungen ein und hat dafür auch erhebliche Nachteile in Kauf genommen. Sensibel hat er Ungerechtigkeiten registriert und sich aufrecht und mutig gegen rechte und populistische Umtriebe in Kirche und Gesellschaft gestemmt.
Dabei war er immer positiv und fröhlich: Wer Gerhard Lindemann begegnete, traf auf einen humorvollen, hilfsbereiten und sehr herzlichen Menschen.
Die Philosophische Fakultät und das Institut für Evangelische Theologie trauern um einen engagierten Kollegen und zugewandten akademischen Lehrer.
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