Eine Planungsstudie für die AFBB
Das Projekt Lehrraum_digital hat einen Planungsvorschlag für einen Lehrraum des Projektpartners AFBB erarbeitet. Ziel der Planung ist die Konzeption eines Klassenzimmers, das für experimentelles und selbstorganisiertes Arbeiten ausgelegt ist. Der Raum soll situativ flexibel anpassbar sein, um in verschiedenen Projektarbeiten genutzt werden zu können.
In Vorbereitung des Planungsvorschlages wurde zunächst ein Planungsworkshop durchgeführt. Er fand gemeinsam mit Auszubildenden und Lehrenden der AFBB und den Planungsexperten des Projekts Lehrraum_digital statt. Im Zuge dieses partizipativen Workshops wurden gemeinsam mit den Nutzern spezifische Anforderungen erhoben und visualisiert. Im anschließeneden partzipativen Gestaltunsgsprozess würden fünf Raummodelle entwickelt und modelliert. In diesen spiegeln sich die individuellen Erwartungen beider Gruppen – Lehrende und Lernende – wieder. Es finden sich darin Hinweise auf Einrichtungsgegenstände, Wandoberflächen und Medientechnik. Auf diese Weise wurden Nutzerwissen und Nutzerperspektiven erfasst. Die Anforderungen und die Raummodelle dienten als Ausgangspunkt für Planungsvorschläge, die die Umgestaltung des Raumes unterstützen und später in einem konkreten Entwurf münden.
Aktuell findet der Unterricht größtenteils noch stark Lehrenden zentriert statt. Zukünftig sollen die Lernenden freier und selbstgesteuerter lernen können. Es wurde ein Raum geschaffen, in dem neue Sachen ausprobiert-, Rollenspiele umgesetzt- und Projekte konzipiert werden können.
Die Planungsstudie erfolgte auf der didaktischen Grundlage des problemorientierten Lernens. Problemorientiertes Lernen ist eine praxisorientierte Methode, die die Lernenden vor attraktive, authentische, komplexe und motivierende Probleme stellt. Beim problembasierten oder auch problemorientierten Lernen steht der Lernende im Mittelpunkt aller Aktivitäten. Die Aufgaben der Lehrende liegt darin daas Lernen zu ermöglichen und zu begleiten sowie tutorielle Unterstützung anzubieten. Neues Wissen wird dabei selbstgesteuert und kooperativ erworben.
Zur Neugestaltung des Raumes wurden von der Planungsgruppe mit Hilfe der individuellen Anforderungen, zwei zentrale Nutzungskonzepte festgelegt, welche zur Verfolgung der didaktischen Neuausrichtung von besonderer Bedeutung sind. Diese sehen die Nutzung des Raums als Probebühne auf der einen Seite vor und die Nutzung als Projektarbeitsraum auf der anderen Seite. Verbunden werden diese Konzepte durch den Werkstatt-Charakter des Raums, der Selbstlernen sowohl in Gruppen als auch in Einzelarbeit unterstützt. Durch die flexible Raumgestaltung und die räumliche Überlagerung verschiedener Szenarien wird auch die Nutzung als Klassenraum ermöglicht, wie in der Bedarfsanalyse gefordert. Medientechnisch werden dabei ein interaktives Display und mobile Nahdistanz-Projektoren eine Rolle spielen.
Das Konzept unterstützt den Werkstatt-Charakter des Raums durch ein Zonierungsmuster, das ein hohes Maß an Aktivität im vorderen Bereich des Raums vorsieht. Die Wandgestaltung fördert allseitig verteilte Aktivitäten im Raum durch eine interaktive und magnetische Whiteboard-Wand an der Längsseite zum Gang hin. Eine Werkstatt-Wand an der eingangsseitigen Stirnseite dient als Aufbewahrungsort für Materialien, Werkzeuge und Mappen. Zur Stirnseite im hinteren Bereich des Raums hin, entsteht ein Rückzugsbereich. Die Mitte des Raums wird situativ durch Deckenstrahler besonders akzentuiert und folgt einem Raum-in-Raum-Muster, das allein durch die Beleuchtung realisiert wird.
Die vorliegende Planungsstudie bildet eine Grundlage für die weitere planerische Bearbeitung. Für das Gelingen des Gesamtkonzeptes gibt es weitere, nicht durch Planung direkt gestaltbare Faktoren. Der Einbezug der Lehrkräfte in die angestrebte, neue Lehre ist einer der wichtigsten Ansatzpunkte. Selbstständiges Arbeiten ist für viele Lernende, insbesondere wenn sie gerade erst aus der Schule kommen, ungewohnt. Ebenfalls stellt dies einen Kontrollverlust für die Lehrenden dar. Die erwünschte Aneignung der Umwelt und ein selbständiges Vorgehen seitens der Lernenden muss deutlich kommuniziert und vorgelebt werden. Nur auf diese Weise können Hemmungen seitens der Lernenden verhindert und eine gute Arbeitsatmosphäre geschaffen werden.
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