Startseite » TU Dresden Blogs » Lernen durch Design

Lernen durch Design

Beiträge mit dem Tag: Karte

Designsession 3: Überblick gewinnen

„Überblick gewinnen“

  • Datum: 16.12.2009
  • Designreporter: J. Raff
  • 4 Teilnehmer

Auch diesmal wurde der Designprozess abgekürzt.

Protokoll

Einführung: Irgendwann kommt ein Punkt, an dem man sich einen Überblick über ein Wissensgebiet verschaffen muss, bspw. vor Prüfungen. Dem stimmten alle zu. Also…

Was machen wir, wenn wir uns Überblick verschaffen?

Zuerst sollte wieder überlegt werden, welche Tätigkeiten uns dazu einfallen. Diese wurden auf PostIts geschrieben und auf das Flipchart geklebt.

Erste Ideen kamen langsam: Querlesen, schreiben, markieren, aber auch eine mind-map artige Struktur aufbauen. Literaturrecherche wurde auch genannt – um einen Überblick zu einem Wissensgebiet zu erhalten. Es wurde aber auch eingewandt, dass die Recherche selber die Vorarbeit für den Überblick ist. Viel Sammeltätigkeit.

Es gab Schwierigkeiten, hier eine erste Ordnung herzustellen, eine Reihenfolge zu etablieren. Heißt das etwa, dass unsystematisch vorgegangen wird? Oder wurde Überblick zu sehr als visuelles Konstrukt aufgefasst. Oder: Die Übersetzung der kognitiven Prozesse in das (vom Dozenten herangetragene) Bild  des Überblickes ist gar nicht selbstverständlich.

IMG_0208

Als Input wurde daher das Thema „Überblick“ visuell dargestellt, als Blick von einem Turm über eine Stadt.

IMG_0212_Ausschnitt

Dies wurde aber erst mal gar nicht verstanden. Einer Studentin fiel auf, dass der Überblick auch Grenzen hat. Dass man damit ein Gebiet und seine Grenzen erkennen kann. Dennoch fiel es schwer, die Gebäude der Stadt bspw. als Themen zu verstehen.

Daher wurde eine Tüte Walnüsse als Input genommen (es ist Weihnachtszeit): Was haben wir, wenn wir gesammelt haben? Es ist eben noch kein Überblick da! Es muss noch (aus)sortiert werden. Wie macht man das am besten?

„Ausbreiten“ – darauf kam niemand. Ok, den Wissensbestand sichten.

IMG_0210

Eine Studentin ging dann recht zielstrebig dazu über, Verbindungen zu schaffen:

IMG_0211

Moment! Reicht denn nicht manchmal auch einfach die räumliche Nähe? Dafür kam ein Hinweis des Dozenten auf das schon besprochene Thema „visuelles Rauschen“: Lieber es mal mit räumlicher Nähe probieren, als die Übersicht mit Verbindungslinien zu überfrachten – Stichwort „kognitive Belastung“ reduzieren. Eine Studentin wandte ein, dass ohne Verbindungslinien der Zusammenhang bei wiederholtem Anschauen nicht mehr erinnert wird. Ok. Eine andere Studentin schlug vor, die gruppierten Elemente zu nummerieren. Da sie später – im Heft – hintereinander geschrieben werden. Wichtig war es ihr zu bemerken, dass dies noch keine Hierarchisierung bedeute.

Nun wurde die Überblicksmetapher besser verstanden: Die identifizierten Gruppen von Elementen kann man verstehen, wie die gut identifizierbaren Hochhäuser einer Stadt. Aha.

Wie geht es dann weiter? Nur noch mittels innerer Strukturierung?

Welche Hilfsmittel können wir identifizieren?

Klar: Papier, Stift, Computer, PostIts. Die Bibliothek? An den Regalen entlang gehen, da kann man einiges entdecken und man erhält auch eine Art Überblick. Einwand: Das ist doch ineffizient! Nein, es geht doch nicht darum, wahllos in der Bibliothek herumzulaufen, sondern die gegebenen Klassifikationen als Regalstandorte, die oft mit Studienthemen zusammenfallen durchzugehen. Ok.

Vorschlag alle bisher auf dem Flipchart gesammelten Aktionen noch einmal durchzugehen, um auf Ideen für Werkzeuge zu kommen. Ok. Beim Sammeln dienen uns doch die Materialien als Zeichen? Ach ja, wie bei Malone (1983) das Piling (Stapeln): Die Piles dienen als Erinnerungszeichen und versammeln (noch) nicht zuordenbares Material.

„Ich versteh das nicht“ – wieso gehen wir jetzt alles noch einmal durch. Als würden wir neue Worte für schon Beschriebenes suchen?! Ist die Trennung Tätigkeit/Werkzeuge nicht haltbar? Außerdem: Das ist alles viel zu aufwändig. Ok, aber es geht ja auch darum, den Prozess mal zu beschreiben. Letztlich macht man wohl alles recht automatisiert und nebeneinander? – Oder: Überblick muss man sich gar nicht verschaffen, wenn alles schon durch Vorlesung vorstrukturiert ist. Dann ist das Überblick gewinnen nicht nötig, alles läuft dann gedanklich ab (?!). Die Zeit ist sowieso zu knapp!

Andererseits, wird eingewandt, gibt es durchaus Vorlesungen z. B. in Sozialpädagogik, wo noch vieles offen bleibt. Die Vorlesung ist interessant, aber dient kaum der Prüfungsvorbereitung. Dann muss man sich einen Überblick verschaffen.

Da könnte dann eine Mind Map nützlich werden. Unterschied Concept Map – Mind Map. Ist design-mäßig eigentlich einer? Man sagt, mit Mind Maps kann man spontane Karten erstellen, Concept Maps dagegen fördern ein systematisches Vorgehen – „wo gehört was dazu?“.

IMG_0213

Aber eigentlich passiert hier dasselbe. Und: Spontan macht man beides sowieso nicht!

Weitere mögliche Werkzeuge

Der Dozent stellt „Wordmap“ vor.

-> Im Ordner Lernmaterialien im OPAL Kurs Lernen durch Design finden Sie wordmap.dot -> bitte downloaden und ausprobieren! (eine Anleitung befindet sich in wordmap.dot).

1. Alle nicht-markierten Textteile werden gelöscht:

IMG_0216

2. Die markierten Textteile werden in frei verschiebbare Boxen verfrachtet:

IMG_0214

Kommentare:

  • Sieht interessant aus.
  • Den wörterfressenden Pacman finden alle amüsant. Um blöde Texte aufzuessen.
  • Für tatsächlichen Überblick zu umständlich.
  • Könnte praktisch sein; dafür müsste man aber alles digital haben.

Nochmal Vorstellung von „wordle.net“

Siehe Designsession 2 – Ausarbeitungen/Lernzettel – Werkzeuge

Das finden alle überzeugend. Da bekommt man mal einen schnellen Eindruck von einem Text.

Schlussbetrachtung

Die Überblicksmetapher als Hilfe, den Prozess des Überblick Gewinnens zu analysieren, wurde nicht ohne Hilfe des Dozenten entwickelt. Dass das Übersicht gewinnen mit identifizierbaren Schritten einhergeht, konnte daher nicht überzeugend vermittelt werden.

Diejenigen, die mit Mind Maps schon arbeiten, erkennen den Sinn einer „Karte“ als Mittel eine Übersicht herzustellen. Die Anderen weniger: zu aufwändig!

Wenn die Wissensgebiete schon stark vorstrukturiert sind, wie bspw. Chemie, dann lohnt offenbar der Aufwand nicht. Bei unstrukturierten Wissensgebieten schon, quasi in der Not, wenn nicht alles schon vorgekaut wurde.

Autor: jraff | 4. Januar 2010 | 14:36 Uhr

Categories: Designsessions | Tags: , , , , , , ,