Schlagwort-Archive: Performativität

ZWISCHENMENSCHLICHE BEGEGNUNGEN

 

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON JONAS TROPARTZ, KATHARINA RUBLEV & VANESSA KARNETT

TEXT: JONAS TROPARTZ


  1. Verortung [come together]

Die Performance, eine Kunstgattung entstanden im 20. Jahrhundert, eröffnet durch die freien und vitalen innewohnenden Ausdrucksformen eine Bandbreite an Vermittlungsmöglichkeiten. Auf dem schmalen Pfad zwischen Kunst und Leben ist die performative Handlung die Achtsamkeit auf den Vollzug der eigenen Handlungen und die Wahrnehmung derer in Bezug auf sich selbst und alle anderen. (Peters 2005, S. 8)

Passend dazu beschreibt David George die Fähigkeit von Performance als „neue Art der Betrachtung bekannter Phänomene – eine andere Weise, auf sie zu reagieren, sie zu erfahren und über sie nachzudenken.“ (George 1998, S.16) Dies bedeutet, bekannte Alltagsphänomene neu in den Fokus zu rücken und das Spannungsgefälle zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem zu untersuchen. Dabei hat man kein klares Ziel vor Augen, sondern gestaltet den Weg und Prozess als solches fruchtbar, sodass diese als Erkenntnisgewinn ausreichen können. Der Körper als anfängliche nutzbare Quelle sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden. ZWISCHENMENSCHLICHE BEGEGNUNGEN weiterlesen

LISTEN AND WHISTLE – Vermittlungssituation zum Fokus Performance

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON ANNE PATZELT UND LILLY GÖBEL


[WE’VE COME A LONG WAY TO BE HERE TOGETHER]

Zunächst öffnet der Begriff Performance, unter welchem die von uns gestaltete Vermittlungssituation verlief, ein großes Spannungsgefälle. Malte Pfeiffer betont, dass Performance und Performativität mittlerweile ein Schlüssel- und Sammelbegriff in vielen Disziplinen geworden ist. (vgl. Pfeiffer / 2014 / S. 1) Die Extreme erschließen sich zwischen der künstlerischen Form der Performance und einer erfolgreichen Darstellung von etwas – eine gute Performance abliefern. Susanne Schittler stellt diese Gegebenheit als Ambivalenz zwischen einem „gelungenen Auftritt“ und „etwas Wilde[m], Unbezähmbare[m]“ dar. Genau an dieser Schnittstelle versucht unsere Vermittlungssituation zu fußen. Dazu zitiert Schittler McKenzie: „Und genau an dem Kreuzpunkt zwischen den beiden „Performance“- Verständnissen […] wird es spannend und weiterführend. Denn in eben dieser Differenz könnte das transformative Potenzial des Performativen liegen.“ (ebd.) Ein Spagat zwischen Spiel und Darstellen, zwischen Spontanität und Plan. LISTEN AND WHISTLE – Vermittlungssituation zum Fokus Performance weiterlesen

EINEN ORT ERLEBEN

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON PAMELA BUSCHMANN, SANDRA KRÄTKE UND LUISE HÄSSNER


 1. Verortung

„Diese [Kunstpädagogik] bedarf der anhaltenden Auseinandersetzung mit den unablässig sich entwickelnden und sich in Frage stellenden ästhetischen Praxen und künstlerischen Ausdrucksformen und –mitteln.“ (Dreyer / 2005 / S.41)

In unserer Vermittlungssituation, im Rahmen des Seminars „Zeitgenössische Modelle ästhetischer Bildung“, setzen wir uns mit dem Fokus „Ort“, konkret mit dem öffentlichen Raum, in Theorie und Praxis, auseinander. Nach Frey auch bezeichnet als „öffentlich zugängliche, verhäuslichte“ Räume.

Für ein erweitertes Verständnis des öffentlichen Raumes ist ein Begriff erforderlich, der Subjekt und Raum nicht mehr voneinander trennt bzw. Raum als etwas Äußeres betrachtet, der durch das Individuum genutzt und/oder gestaltet wird. Der Begriff des Raums kann allgemein als Synonym für Erdboden, Territorium oder Ort verstanden werden.

In der Raumsoziologie wird der „absolutistische Raumbegriff“ als eine eigene Realität und nicht als Folge menschlichen Handelns gesehen. Absolutistische Denkmodelle verstehen den Raum als Behälter oder Territorium, welcher Lebewesen und Dinge beinhalten kann. Relativistische Denkmodelle hingegen sehen den Raum als Ergebnis handelnder, sich bewegender Subjekte in einem Raum. Martina Löw entwickelte 2001 den „relationalen Raumbegriff“, welcher Subjekte und soziale Objekte mit dem Raum in Beziehung setzt und darüber hinaus deren jeweilige Lage zueinander berücksichtigt. Sie stellt fest, dass Räume in Wahrnehmungs-, Erinnerungs- oder Vorstellungsprozessen von Subjekten zu gesellschaftlichen Strukturen konstruiert werden. Sie bezeichnet dies als „Dualität von Raum“. Orte symbolisieren also nicht nur fixe Lokalitäten einer Land- oder Stadtkarte oder sind Teil einer Architektur. Orte sind ein flexibles und komplexes Konstrukt bestehend aus Menschen, Gefühlen, physikalischen Gegebenheiten, sozialen Strukturen und Gegenständen aller Art. EINEN ORT ERLEBEN weiterlesen

PERFORMATIVER AUDIOWALK

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON LUISA FRANKE

„Du bist eingeladen, heute einen Weg zu gehen. Wir werden alle gemeinsam gehen, jeder für sich und doch als Gruppe. Wir richten unsere verschiedenen Blickwinkel auf die Stadt, die und alle verbindet, die wir täglich durchschreiten, in der wir jeden Tag Wege gehen; in der wir studieren, feiern, essen, einkaufen, Bus fahren- die wir verlassen- und zu der wir immer wieder zurückkehren.“

Für das Seminar „Von der Praxis in die Praxis“ beschritten wir, angeleitet über eine synchron abgespielte Audiospur, einen Weg vom Seminargebäude in die Dresdner Innenstadt. Dabei wurden nach und nach performative Impulse angeregt, die zum Nachdenken über den eigenen Körper im öffentlichen Stadtraum, das Zusammenwirken von vielen Körpern und die Verhältnisse von Gesellschaft und Stadt anregen sollten.


Verortung

In der Vermittlungssituation wurde ein Konzept verwirklicht, indem überwiegend eine Annäherung an performative Erfahrungen erzeugt werden sollte, ohne dabei klassischer Performance Art zu entsprechen. Den Studierenden sollten dabei zahlreiche Anregungen zum performativen Arbeiten angeboten werden, die sich auf verschiedene Unterrichtskonzepte unabhängig von Schulform oder Altersklasse übertragen lassen. Primäres Ziel der Vermittlungssituation war eine schrittweise Fokussierung auf die eigene Wahrnehmung, den eigenen handelnden Körper im Stadtraum und in der Öffentlichkeit. Dabei liegt in der „Interdisziplinarität und Komplexität von Performancearbeit und in der Zentrierung auf die Ausdruckskraft des ‚sich bewegend- handelnden Körpers‘ […] eine wichtige, wenngleich bisher unterschätzte Tendenz ästhetischer Bildungsprozesse“ (Lange/ 2002/ S.310), welche es schafft, aus den klassischen Unterrichtsstrukturen auszubrechen und „Situationen des Offenen, Unbestimmten und Subjektbezogenen“ (ebd.) zu entwickeln, in denen ästhetische Lernprozesse erst möglich werden. In der direkten Handlung liegt dabei die Chance, sich selbst (neu) zu erfahren, über Gattungsgrenzen hinweg gestalterisch tätig zu sein und Wissen interdisziplinär zu erweitern und zu vernetzen. (Vgl. ebd., S. 310f.) PERFORMATIVER AUDIOWALK weiterlesen