Archiv der Kategorie: Von der Praxis in die Praxis

NÄHE SCHAFFT /DISTANZ/ SCHAFFT NÄHE

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON NATHALIE JÄNISCH UND JOHANNA ARNDT


  1. Verortung

„Jede Form ästhetischer Erfahrungsarbeit […] [ist] biografisch verankert, es [gibt] keine ernstzunehmende ästhetische Praxis ohne biografische Anteile.“ (Blohm 2002, zit. in.: Peez 2005). Diesem Grundsatz folgend, bezieht sich unsere VMS auf Fragmente von Biografien in Verbindung mit eigener künstlerischen Praxis. Ausgehend von Porträtfotografien mit persönlichem Bezug entwickeln sich Gesprächs- und Gestaltungsanlässe.

Ein künstlerischer Prozess, eine künstlerische Suche kann von Fotografien ausgehen, welche „einen vergangenen Augenblick fest[halten] und […] als Repräsentation von Erinnerungen [gelten]“ (Grütjen 2007, S. 58).   Dieser Aspekt ist unser Ansatzpunkt, der sich in Form einer Fotowand visualisiert. NÄHE SCHAFFT /DISTANZ/ SCHAFFT NÄHE weiterlesen

IMPROVISATION – IM LEBEN EINES TAUGENICHTS

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON ANNE PATZELT, CHARLOTTE RUNCK UND LEONORE HECHT


_VERORTUNG          [DIE SUCHE IM AKTENSCHRANK]

Improvisation ist uns aus vielen verschiedenen Kontexten vertraut. Wir kennen sie nicht nur aus der bildenden Kunst, aus der Musik oder aus dem Theater, sondern auch aus unserem alltäglichen Leben, wo wir in schwer planbaren Situationen „eben improvisieren müssen“. Das fängt schon bei der Interaktion mit unseren Mitmenschen an, deren Verhalten wir nie mit Sicherheit vorhersehen können. Oft besteht das Improvisieren im Alltag aber auch darin, dass wir mit dem, was ohnehin da ist, etwas Neues erschaffen. Wenn wir zum Beispiel eine leere Weinflasche als Blumenvase nutzen oder mit einer Zahnbürste unsere Fahrradkette reinigen, werden vorhandene Materialien für unsere Bedürfnisse zweckentfremdet. IMPROVISATION – IM LEBEN EINES TAUGENICHTS weiterlesen

URBAN REBELLION

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON PATRICIA HEGENBARTH, MARIANNE SCHULZE UND PAULA WEDEKIND

1. Verortung


„Raus aus dem Wald, rein in die Stadt“ – Mit den Prinzipien der ästhetischen Forschung die Stadt erobern.

Ausgehend von der durchgeführten ästhetischen Forschen im letzten Jahr, sollte unsere diesjährige Vermittlungssituation als Weiterentwicklung dieser, als ein Aufeinandertreffen mit der Urban Art, verstanden werden.

Zu oft nehmen wir unsere Umgebung als selbstverständlich wahr, vergessen genauer hinzusehen, richten unsere Blicke ausschließlich auf kommende Handlungsmomente, anstatt die Augen schweifen zu lassen, an Ungewöhnlichem hängen zu bleiben und sich einfach einmal eine Weile zu wundern. Wie Kämpf-Jansen schon in ihrem Seminarpapier zur ästhetischen Forschung formulierte, hatte auch unsere Vermittlungssituation unter anderem das Ziel, den Mitstudierenden „einen fragenden und entdeckenden Umgang mit Dingen und Phänomenen alltäglicher Erfahrung“ (Kämpf-Jansen  2015, S.1), auf den Weg in den schulischen Kontext zu geben. Die Auseinandersetzung mit einer selbstgewählten Fragestellung ergibt aber nur dann Sinn, wenn die Forschenden die Motivation aufbringen, sich diesen Überlegungen zu widmen, tiefer in Materie und Gestaltungsoptionen einzutauchen und sich auf den Ort einzulassen, der für möglichen Erarbeitungen neue Inspirationen liefern kann (vgl. Kämpf- Jansen 2000, S.1). Wir als „Initiatorinnen“ dieser ästhetischen Forschung mussten uns darüber bewusst werden, dass der gewählte Ort der Vermittlungssituation, die Fragestellung sowie die möglichen Erarbeitungen beeinflussen wird. Diese Tatsache kann einschränken, jedoch auch die Chance beinhalten, herauszufinden, welche verschiedenartigen Prozesse ein Ort hervorrufen kann.

„Auch die Orte der Erarbeitungen sind von Bedeutung, denn sie sind in der Regel sowohl Arbeitsort und Ausstellungsort zugleich. Diese Orte muss jeder, muss jede für sich finden, hängen sie doch wesentlich auch mit den inhaltlichen Fragen zusammen, die nur in bestimmter Weise und in bestimmten Räumlichkeiten zur Anschauung kommen können.“ (Kämpf-Jansen 2000,  S. 1.)

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PERFORMATIVER AUDIOWALK

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON LUISA FRANKE

„Du bist eingeladen, heute einen Weg zu gehen. Wir werden alle gemeinsam gehen, jeder für sich und doch als Gruppe. Wir richten unsere verschiedenen Blickwinkel auf die Stadt, die und alle verbindet, die wir täglich durchschreiten, in der wir jeden Tag Wege gehen; in der wir studieren, feiern, essen, einkaufen, Bus fahren- die wir verlassen- und zu der wir immer wieder zurückkehren.“

Für das Seminar „Von der Praxis in die Praxis“ beschritten wir, angeleitet über eine synchron abgespielte Audiospur, einen Weg vom Seminargebäude in die Dresdner Innenstadt. Dabei wurden nach und nach performative Impulse angeregt, die zum Nachdenken über den eigenen Körper im öffentlichen Stadtraum, das Zusammenwirken von vielen Körpern und die Verhältnisse von Gesellschaft und Stadt anregen sollten.


Verortung

In der Vermittlungssituation wurde ein Konzept verwirklicht, indem überwiegend eine Annäherung an performative Erfahrungen erzeugt werden sollte, ohne dabei klassischer Performance Art zu entsprechen. Den Studierenden sollten dabei zahlreiche Anregungen zum performativen Arbeiten angeboten werden, die sich auf verschiedene Unterrichtskonzepte unabhängig von Schulform oder Altersklasse übertragen lassen. Primäres Ziel der Vermittlungssituation war eine schrittweise Fokussierung auf die eigene Wahrnehmung, den eigenen handelnden Körper im Stadtraum und in der Öffentlichkeit. Dabei liegt in der „Interdisziplinarität und Komplexität von Performancearbeit und in der Zentrierung auf die Ausdruckskraft des ‚sich bewegend- handelnden Körpers‘ […] eine wichtige, wenngleich bisher unterschätzte Tendenz ästhetischer Bildungsprozesse“ (Lange/ 2002/ S.310), welche es schafft, aus den klassischen Unterrichtsstrukturen auszubrechen und „Situationen des Offenen, Unbestimmten und Subjektbezogenen“ (ebd.) zu entwickeln, in denen ästhetische Lernprozesse erst möglich werden. In der direkten Handlung liegt dabei die Chance, sich selbst (neu) zu erfahren, über Gattungsgrenzen hinweg gestalterisch tätig zu sein und Wissen interdisziplinär zu erweitern und zu vernetzen. (Vgl. ebd., S. 310f.) PERFORMATIVER AUDIOWALK weiterlesen

URBAN ART IM SICHEREN RAUM

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON JULIA SCHMIDT UND SOPHIA POSSELT

Die Welt der Kunst bietet eine Vielzahl an künstlerischen Ausdrucksweisen. Eine davon ist die Urban Art, derer wir uns im Rahmen eines kunstdidaktischen Workshops annahmen. Urban Art ist ein Begriff, der viele Kunstformen, die im öffentlichen Raum installiert sind, einbezieht. Zu ihr zählen jegliche Formen der urbanen Intervention, egal ob performativer oder installierter Kunst, der Guerilla Art, sei es Guerilla Gardening oder Knitting, der Street Art, deren bekannteste und allgegenwärtigste Form das Graffiti ist (vgl. Seelge 2012, S. 152 | Stumpf 2012, S. 115 | Eschment 2012, S. 158). Die Wahl dieses Schwerpunktes fiel uns nicht schwer, da wir, zum Teil hervorgerufen durch ein einwöchiges Blockseminar mit dem Street-Artist Jens Besser, persönlich interessiert und selbst künstlerisch aktiv sind. Zum anderen ist die Street Art, anders als andere künstlerische Ausdrucksformen, im urbanen Raum ein fester Bestandteil, dem wir alltäglich begegnen, ihn wahrnehmen und uns damit auseinandersetzen.

Street Art ist eine Kunstform, deren Heimat der öffentliche Raum ist. „Graffiti umfasst ein breites Spektrum an Erscheinungsformen: „Von der dilettantischen Kritzelei an Hauswänden bis hin zu meterhohen ausgefeilten Wandmalereien gibt es zahllose Ausprägungen und Varianten“ (Ganter 2014, S.8). Insbesondere besteht eine große Spanne zwischen ästhetisch ansprechenden und an Qualität mangelnden Objekten. Diese Aspekte versuchten wir mithilfe von drei Aufgaben auf eine Stadtansicht, die wir auf einer Tapetenbahn vorbereiteten, zu übertragen, sodass sich die Studierenden mit künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum auseinandersetzen. Mit der Aufgabe „Präsentiert euch! Zeigt, dass es euch gibt!“ werden die Studierenden aufgefordert, die Hauswände beispielsweise mit Tags zu versehen, sodass der Aspekt der „illegalen Sachbeschädigung ohne jeglichen künstlerischen Anspruch“ (ebd.) abgedeckt wird. Die Aufgabe „Nutzt die Hauswand als Leinwand für euer Kunstwerk! Ignoriert die Eigenheiten des Untergrundes.“ sollen die Studierenden künstlerisch handeln, indem sie „ihre Umwelt zu verschönern oder [sie] handeln aus künstlerisch-kreativen Beweggründen“(ebd.). Ähnliches gilt bei Aufgabe „Findet Eigenheiten, Makel, Besonderheiten. Ergänzt/ Hebt hervor/erweitert sie bildnerisch-künstlerisch“, deren Intention es ist, Besonderheiten in der Stadtlandschaft zu entdecken, die anschließend gestaltet werden, wobei wir uns an Banksy orientierten. URBAN ART IM SICHEREN RAUM weiterlesen