Schlagwort-Archive: Körper

Unstillbare (Neu)gier. Performance Art als Kunst des Handelns

Rückblick auf das Performanceseminar von Antje Dudek im Wintersemester 2022/23

Ein Text  von Lisa-Marie Porst

Im Februar 2023 entwickelten und erweiterten zehn Teilnehmerinnen sechs Tage lang aktiv körperlich handelnd ihren Performancebegriff. Erste performative Übungen führten zu kürzeren Einzel- oder Gruppenperformances, deren Erfahrungen und Reflexionen sich in eine die Woche abschließende eigenständige Performance einer jeden Teilnehmerin einflossen. Unter verschiedenen Leitfragen suchten die Studierenden nach neuen Ausdrucksformen abseits des Alltäglichen, mit dem Ziel, assoziationsreiche, mehrdeutige, überraschende Bilder zu entwickeln und sich selbst sowie den eigenen künstlerischen Ausdruck (neu) auszuloten. 

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Ästhetisch-didaktisches Labor im Wintersemester 2022/23

„Ästhetisch-didaktisches Labor: Körper und Bewegung in kunstpädagogischen Prozessen“ im Wintersemester 2022/23 bei Antje Dudek

Von der zeichnenden Hand bis hin zum Körper als Material in der Performance Art: Der Körper ist wesentlich am künstlerischen Arbeiten beteiligt. Im Mittelpunkt des ästhetisch-didaktischen Labors steht die künstlerische Recherche der Studierenden mit dem Ziel, Aufgabenimpulse und Vermittlungskonzepte zu entwickeln, zu erproben und zu reflektieren. Das Labor widmet sich dabei u.a. folgenden Fragen: Wie schreibt sich Bewegung in künstlerische Produkte ein? Was geschieht, wenn der Körper zum zentralen künstlerischen Medium wird? Wie kann bewegter Kunstunterricht aussehen und welche Potenziale wohnen ihm inne? Wie können Körperwahrnehmung und -erfahrung kunstpädagogisch initiiert werden?

In Gruppen entwickeln die Studierenden Vermittlungskonzepte und führen daraus ausschnitthaft Erprobungen mit ihren Kommiliton*innen durch. Diese… Ästhetisch-didaktisches Labor im Wintersemester 2022/23 weiterlesen

VERMITTLUNGSSITUATION ZU ANNE IMHOF

TEXT: MARTHA TILLE


1.) Individueller Zugang zum Werk von Anne Imhof

Meine erste Konfrontation mit Anne Imhofs Werk erlebte ich durch Videoausschnitte der Performance „Angst II“, aufgeführt im Hamburger Bahnhof in Berlin im September 2016. Sofort fühlte ich mich eingesogen und vereinnahmt von der Welt, die Anne Imhof hier erschafft. Ich war fasziniert von der Vielschichtigkeit des Werkes, von den sehr eindrücklichen Bild- und Soundebenen, von den starken Emotionen, die in mir aufstiegen. Ambivalente Gefühle zwischen Angst und Faszination, Erstarrung und Irritation, Anziehung und Abstoßung kamen auf. Doch bald begann das Gefühl, Zuschauerin einer  fremden Welt zu sein, zu kippen. Ich sah die düstere Überzeichnung unserer eigenen Welt, die mich tief verstörte und abstieß, aber gleichermaßen auch in ihren Bann zog. In Imhofs Werk eröffnete sich mir eine neue Art der Körperarbeit, die ich bisher nur in zeitgenössischem Tanz, insbesondere durch Werke von William Forsythe, kennen gelernt hatte. Eliza Douglas formuliert in einem Interview zu Anne Imhofs Performance Forever Rage aus dem Jahr 2015 meiner Meinung nach sehr treffend die Wirkung ihrer Performances:

 Es scheint, als seien viele Leute von den Performances gefesselt, ohne genau erklären zu können warum. Es ist eine krasse Erfahrung, wenn wir das, was mit uns passiert, nicht in Worte fassen können. […] Das geht mit dem Versuch einher, etwas zu artikulieren, das sich per se dieser Artikulation entzieht; es ist also immer auch ein Versuch, die Grenzen der Sprache auszutesten. (Aigner, Douglas 2017, S. 48) VERMITTLUNGSSITUATION ZU ANNE IMHOF weiterlesen

ZWISCHENMENSCHLICHE BEGEGNUNGEN

 

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON JONAS TROPARTZ, KATHARINA RUBLEV & VANESSA KARNETT

TEXT: JONAS TROPARTZ


  1. Verortung [come together]

Die Performance, eine Kunstgattung entstanden im 20. Jahrhundert, eröffnet durch die freien und vitalen innewohnenden Ausdrucksformen eine Bandbreite an Vermittlungsmöglichkeiten. Auf dem schmalen Pfad zwischen Kunst und Leben ist die performative Handlung die Achtsamkeit auf den Vollzug der eigenen Handlungen und die Wahrnehmung derer in Bezug auf sich selbst und alle anderen. (Peters 2005, S. 8)

Passend dazu beschreibt David George die Fähigkeit von Performance als „neue Art der Betrachtung bekannter Phänomene – eine andere Weise, auf sie zu reagieren, sie zu erfahren und über sie nachzudenken.“ (George 1998, S.16) Dies bedeutet, bekannte Alltagsphänomene neu in den Fokus zu rücken und das Spannungsgefälle zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem zu untersuchen. Dabei hat man kein klares Ziel vor Augen, sondern gestaltet den Weg und Prozess als solches fruchtbar, sodass diese als Erkenntnisgewinn ausreichen können. Der Körper als anfängliche nutzbare Quelle sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden. ZWISCHENMENSCHLICHE BEGEGNUNGEN weiterlesen

LISTEN AND WHISTLE – Vermittlungssituation zum Fokus Performance

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON ANNE PATZELT UND LILLY GÖBEL


[WE’VE COME A LONG WAY TO BE HERE TOGETHER]

Zunächst öffnet der Begriff Performance, unter welchem die von uns gestaltete Vermittlungssituation verlief, ein großes Spannungsgefälle. Malte Pfeiffer betont, dass Performance und Performativität mittlerweile ein Schlüssel- und Sammelbegriff in vielen Disziplinen geworden ist. (vgl. Pfeiffer / 2014 / S. 1) Die Extreme erschließen sich zwischen der künstlerischen Form der Performance und einer erfolgreichen Darstellung von etwas – eine gute Performance abliefern. Susanne Schittler stellt diese Gegebenheit als Ambivalenz zwischen einem „gelungenen Auftritt“ und „etwas Wilde[m], Unbezähmbare[m]“ dar. Genau an dieser Schnittstelle versucht unsere Vermittlungssituation zu fußen. Dazu zitiert Schittler McKenzie: „Und genau an dem Kreuzpunkt zwischen den beiden „Performance“- Verständnissen […] wird es spannend und weiterführend. Denn in eben dieser Differenz könnte das transformative Potenzial des Performativen liegen.“ (ebd.) Ein Spagat zwischen Spiel und Darstellen, zwischen Spontanität und Plan. LISTEN AND WHISTLE – Vermittlungssituation zum Fokus Performance weiterlesen