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VERMITTLUNGSSITUATION ZU ANNE IMHOF

TEXT: MARTHA TILLE


1.) Individueller Zugang zum Werk von Anne Imhof

Meine erste Konfrontation mit Anne Imhofs Werk erlebte ich durch Videoausschnitte der Performance „Angst II“, aufgeführt im Hamburger Bahnhof in Berlin im September 2016. Sofort fühlte ich mich eingesogen und vereinnahmt von der Welt, die Anne Imhof hier erschafft. Ich war fasziniert von der Vielschichtigkeit des Werkes, von den sehr eindrücklichen Bild- und Soundebenen, von den starken Emotionen, die in mir aufstiegen. Ambivalente Gefühle zwischen Angst und Faszination, Erstarrung und Irritation, Anziehung und Abstoßung kamen auf. Doch bald begann das Gefühl, Zuschauerin einer  fremden Welt zu sein, zu kippen. Ich sah die düstere Überzeichnung unserer eigenen Welt, die mich tief verstörte und abstieß, aber gleichermaßen auch in ihren Bann zog. In Imhofs Werk eröffnete sich mir eine neue Art der Körperarbeit, die ich bisher nur in zeitgenössischem Tanz, insbesondere durch Werke von William Forsythe, kennen gelernt hatte. Eliza Douglas formuliert in einem Interview zu Anne Imhofs Performance Forever Rage aus dem Jahr 2015 meiner Meinung nach sehr treffend die Wirkung ihrer Performances:

 Es scheint, als seien viele Leute von den Performances gefesselt, ohne genau erklären zu können warum. Es ist eine krasse Erfahrung, wenn wir das, was mit uns passiert, nicht in Worte fassen können. […] Das geht mit dem Versuch einher, etwas zu artikulieren, das sich per se dieser Artikulation entzieht; es ist also immer auch ein Versuch, die Grenzen der Sprache auszutesten. (Aigner, Douglas 2017, S. 48) VERMITTLUNGSSITUATION ZU ANNE IMHOF weiterlesen