„Ästhetisch-didaktisches Labor: Körper und Bewegung in kunstpädagogischen Prozessen“ im Wintersemester 2022/23 bei Antje Dudek
Von der zeichnenden Hand bis hin zum Körper als Material in der Performance Art: Der Körper ist wesentlich am künstlerischen Arbeiten beteiligt. Im Mittelpunkt des ästhetisch-didaktischen Labors steht die künstlerische Recherche der Studierenden mit dem Ziel, Aufgabenimpulse und Vermittlungskonzepte zu entwickeln, zu erproben und zu reflektieren. Das Labor widmet sich dabei u.a. folgenden Fragen: Wie schreibt sich Bewegung in künstlerische Produkte ein? Was geschieht, wenn der Körper zum zentralen künstlerischen Medium wird? Wie kann bewegter Kunstunterricht aussehen und welche Potenziale wohnen ihm inne? Wie können Körperwahrnehmung und -erfahrung kunstpädagogisch initiiert werden?
In Gruppen entwickeln die Studierenden Vermittlungskonzepte und führen daraus ausschnitthaft Erprobungen mit ihren Kommiliton*innen durch. Diese…
…entwickelten „unpraktische Hüllen“ aus verschiedenen (Natur-)Materialien und präsentierten diesem am Körper getragen.
…bewegten sich in Gruppen durch Flure und Räume des Seminargebäudes und inszenierten temporäre Körperplastiken im Zusammenspiel mit der Architektur.
…experimentierten mit non-verbaler Kommunikation in gestischer Improvisation.
…modifizierten ein individuelles Körpermerkmal durch Hautbemalung und andere visagistische Eingriffe.
…erkundeten Naturmaterialien haptisch in einem stockfinsteren Zimmer und gestalteten taktile Landschaften.
…experimentierten mit dem Potenzial von Nylon für das plastische Arbeiten.
In zwei dieser Vermittlungskonzepte wird im Folgenden durch Kurztexte und Fotos Einblick gegeben.
Arbeit mit dem Material Nylon
Vermittlungssituation von Lara Protze, Linda Nowicki und Lilli Köhler, ein Text von Lilli Köhler
Wie nehme ich meinem Körper das Gewöhnliche und erzeuge ein neues, irritierendes Selbstbildnis? Diese Frage beschäftigte uns bei der Planung unseres Vermittlungskonzeptes im FD3 Seminar „Ästhetisch-didaktisches Labor: Körper und Bewegung in kunstpädagogischen Prozessen“ und führte uns schließlich zu der Idee, eine Unterrichtsreihe zum Thema „Selbstporträt“ für die 11. beziehungsweise 12. Klasse zu planen.
Ausgehend von einer fotografischen und zeichnerischen Auseinandersetzung sollten die Lernenden ein Selbstporträt in Form von Nylon-Büsten plastisch gestalten. Da für die Erprobung im Seminar jedoch nicht genügend Zeit blieb, um die Büsten zu erstellen, überlegten wir uns für die Studierenden eine andere Aufgabe, durch die sie das Material Nylon erproben konnten. In 3er-Gruppen entwickelten sie gemeinsam eine Gestaltungsform für den Begriff „Aggression“ oder „Zärtlichkeit“. Alte Nylon-Strumpfhosen wurden zerschnitten, mit Watte, Styropor oder Sand gefüllt, gedreht, verknotet und vernäht. Harte, nach oben strebende Gebilde, Einstichlöcher und Risse im feinen Nylon-Gewebe standen am Ende runden, weichen und dekorativen Elementen gegenüber. Die Erprobungen offenbarten, dass die Arbeit mit Nylon überraschende und irritierende Momente ermöglicht sowie vielschichtige Emotionen transportieren kann.
Gestalten einer unpraktischen Hülle
Vermittlungssituation von Nadja Malcher, Stefanie Richter, Judith Schulze; ein Text von Nadja Malcher
Körper + Haut/Hülle/Mode lautete das Thema unserer Vermittlungssituation. Wie können wir unseren Körpern eine neue, ungewohnte Form geben? Vor dem Hintergrund dieser Frage konzipierten wir eine Doppelstunde für Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse im Lernbereich 3: Gestalten des Prozesses.
Ausgangspunkt unserer Planung waren die Werke Handschuhfinger (1972) und Die sanfte Gefangene (1978) von Rebecca Horn. Material wird zu spannungsvollen Körpererweiterungen, sodass reduzierte Körperskulpturen entstehen, die performativ agieren. Die Körper entfalten in der Einschränkung und Begrenzung ihrer Handlungsspielräume neue Wahrnehmungsmöglichkeiten.
Ausgehend davon entwickelten wir eine künstlerische Praxisaufgabe, die wir mit den Studierenden im Seminar erprobten. Ziel war es, mit den von uns bereitgestellten Materialien aus Hartriegelzweigen, Moos, Stoffen, Fäden, Kartons und Folie eine unpraktische Hülle in 25 Minuten anzufertigen. Die Studierenden experimentierten mit Materialien und erkundeten ihre Möglichkeiten und Grenzen in Bezug auf ihre Körper und die (ver-)hüllende Funktion des Materials. Besondere Aufmerksamkeit erhielten die roten, biegsamen Hartriegelzweige, die viele Studierende als sehr spannendes Material bezeichneten.
Es entstanden verschiedenste unpraktische Hüllen, die am Ende präsentiert wurden. Abschließend entwickelten wir gemeinsam Ideen zum Weiterarbeiten: Standbilder entwickeln und in Bewegung setzen, fotodokumentarisches Festhalten einbeziehen, Beziehungsebenen der Körper mit ihren unpraktischen Hüllen erkunden…