Archiv der Kategorie: Von der Praxis in die Praxis

Love Actually – Ein Resümee

Text: Maxi Linke / Fotografien: Dr.in. Silke Ballath

Von Raumprinzip Schule bis zu Robotersinfonien – man ist überrascht, wie vielfältig die Gestaltung des kunstpädagogischen Alltags aussehen kann. Darüber und mehr wurde im Format Love Actually berichtet. Pünktlich zum Winterbeginn ging die Veranstaltung am 02.12. mit Gebäck und Punsch in die nächste Runde. Dieses Mal waren Anke Grohmann von der Freien Waldorfschule Dresden, Cornelia Ley von der Goethe Oberschule Heidenau und Kerstin Chill vom Gymnasium Dresden Johannstadt zu Gast. Sie schufen durch ihre Beiträge und Diskussionen über schulübergreifende Vernetzung, den eigenen Kunstbegriff und räumliche Gegebenheiten eine Brücke für die anwesenden Studierenden in die Zukunft zur Kunstpädagogischen Praxis als Lehrperson. Die von Christin Lübke ins Leben gerufene und von Antje Dudek moderierte Veranstaltung lädt Referent/-innen aus dem Schulalltag ein. Partizipativ wird über Erfahrungen, Besonderheiten, Inspirationen sowie Theorie und Praxis der jeweiligen Schulpraxis geredet und ein Austausch anregt.

Räume zwischen Physis und Atmosphäre

//GenerationenübergreifendVerstehen

//AngebotUndNachfrage

//SchaffenRaumZuSchaffen

Ein weiterer Kernaspekt war das Verständnis des Kunstunterrichts als Raum. Das Prinzip der Räumlichkeit ging bei allen Referent/-innen über die physischen Gegebenheiten hinaus zur Atmosphäre und zur digitalen Welt. Als Lehrperson muss ich eine Lernumgebung schaffen, in der Schüler/-innen frei agieren können – eine Atmosphäre, in der sie Kreativität entdecken und entfalten. Das kann bereits durch einfache Dinge geschehen, wie das Hören von Musik oder das Erfragen nach den aktuellen Interessen der Jugendlichen, um diese in den Unterricht einzubinden. Ebenso wichtig ist es, Raum für Reflexion zu schaffen, in dem sowohl Lernende als auch Lehrende ihre Erfahrungen austauschen und gemeinsam wachsen können. Eigene Erfahrungen und das stetige Informieren über die Lebenswelt der Jugendlichen sind dabei also entscheidend. Die Lehrperson entwickelt ein Angebot, orientiert an der Nachfrage der Lernenden. Der atmosphärische Raum wird dabei durch den physischen ergänzt – von Gruppenarbeitstischen bis zu Werkstattbesuchen und Projekten über den Unterricht hinaus.

Ausstellen und Darstellen

//WertschätzenLehrenUmWertschätzenZuLernen

//ZeigenUndSehen

//WertVonKunstVermitteln

Das Ausstellen der im Unterricht geschaffenen künstlerischen Arbeiten ist ein Schlüssel zur Wertschätzung. Alle Erfahrungsberichte betonten, dass das Ausstellungsprinzip das Wertschätzen der Arbeit der Lernenden aber auch die Wertschätzung der Kunst selbst fördert, ganz nach dem Prinzip: zeigen, was man geschafft hat und Kunstunterricht sichtbar machen. Somit wurde mir klar: Als Lehrperson bin ich verantwortlich für diese Angebote – eine große, aber erfüllende Aufgabe, wie alle Teilnehmenden berichteten. Die Berichte zur Thematik Ausstellung und Wert von Kunst reichten von Stadtmauer- Gestaltungen bis hin zum Besuch von Kunstauktionen bis zu Online-Ausstellungen. Schon das tägliche Vorbeigehen an eigenen Werken im Schulhaus kann den Lernenden eine große Wertschätzung ihrer Arbeit vermitteln.

Selbstsuche nach Kunstbegriff und -Praxis

//ZeitFürZeit

//MorgenkaffeUndKunst

//KünstpraxisStudierenundProbieren

„Schafft euch einen eigenen Kunstbegriff, schafft euch Zeit für Zeit, Zeit für Selbstwirksamkeit und Zeit für die eigene künstlerische Praxis“. Dieser Satz zeigt, dass Kunstlehr/-innen ihr Lehrhandeln und eigene Kunstpraxis miteinander verweben sollten.Ebenso wie wichtig es ist seinen eigenen Kunstbegriff (schon im Studium) zu schaffen und diesen stets zu erweitern. Das kann durch wöchentliche Atelierarbeit, das Ausprobieren neuer Dinge oder das Erkunden aller Medien geschehen. Auch das tägliche Lesen eines Kurzartikels über Neues in der Kunstwelt oder Künstlerbiografien wurde empfohlen, mit dem Zusatz: „Das kann auch beim morgendlichen Kaffee geschehen.“ Das eigene Können zu schärfen, um den Schüler/-innen ein breites Repertoire an Praktiken fachgerecht anbieten zu können, ist entscheidend. Ebenso wichtig ist kreatives Um-die-Ecke-Denken, wie eine Referentin amüsant berichtete: „In die Architekturwelt eintauchen und Installationen im öffentlichen Raum schaffen, indem man einfach mal Fußwege in San Marino baut.“ Natürlich kann dies noch einfacher sein, falls man nicht so schnell nach Mittelitalien kommt: indem man während des Studiums viele Praxiskurse belegt und diese möglichst breit fächert.

Sorglos ins Ref und neugierig bleiben

//KollektivSchule

//HilfeundAustausch

//Robotersinfonie

Eine Frage, die alle Studierenden während der Fragerunde interessierte, war, wie man es während der Zeit des Referendariats schafft, mit der großen Menge an Herausforderungen umzugehen. Ebenso bestand Interesse, wie man künstlerisch aktiv bleibt, trotz der mangelnden Zeit. Der Referent/-innen hatten darauf einstimmig Antworten parat, um diese Ängste zu nehmen: „Schafft euch ein Netzwerk.“ Hier wurde besonders auf das kollektive Arbeiten in der Schulwelt hingewiesen. Man sollte keine Angst haben, nach Hilfe zu fragen, Beziehungen über Zeit aufzubauen, Erfahrungen zu sammeln, sich auszutauschen und zu reflektieren. Darüber hinaus soll man stets neugierig bleiben und innovative Projektformate finden – das Vernetzen untereinander hilft dabei, diese zu realisieren. Besonders inspirierend waren hier die Berichte über Schulkooperationen und gemeinsame Ausflüge in neue Umgebungen, beispielsweise nach Florenz. Aber auch die Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Institutionen, wie die Kooperation des Gymnasiums Dresden-Johannstadt mit dem Festspielhaus Hellerau und der TU Dresden, bei der ein performatives Theaterstück mit Robotersinfonie geschaffen wurde, wurde hervorgehoben.

Gemeinsam erhielten wir einen spannenden Einblick in die Schulpraxis. Vor allem die einladende und lockere Atmosphäre schuf einen sicheren Raum, indem Erfahrungen ausgetauscht und viele Fragen beantwortet werden konnten. Ich bin gespannt was die nächste Runde und dessen Referent/-innen von Love Actually mit sich bringen.

NÄHE SCHAFFT /DISTANZ/ SCHAFFT NÄHE

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON NATHALIE JÄNISCH UND JOHANNA ARNDT


  1. Verortung

„Jede Form ästhetischer Erfahrungsarbeit […] [ist] biografisch verankert, es [gibt] keine ernstzunehmende ästhetische Praxis ohne biografische Anteile.“ (Blohm 2002, zit. in.: Peez 2005). Diesem Grundsatz folgend, bezieht sich unsere VMS auf Fragmente von Biografien in Verbindung mit eigener künstlerischen Praxis. Ausgehend von Porträtfotografien mit persönlichem Bezug entwickeln sich Gesprächs- und Gestaltungsanlässe.

Ein künstlerischer Prozess, eine künstlerische Suche kann von Fotografien ausgehen, welche „einen vergangenen Augenblick fest[halten] und […] als Repräsentation von Erinnerungen [gelten]“ (Grütjen 2007, S. 58).   Dieser Aspekt ist unser Ansatzpunkt, der sich in Form einer Fotowand visualisiert. NÄHE SCHAFFT /DISTANZ/ SCHAFFT NÄHE weiterlesen

IMPROVISATION – IM LEBEN EINES TAUGENICHTS

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON ANNE PATZELT, CHARLOTTE RUNCK UND LEONORE HECHT


_VERORTUNG          [DIE SUCHE IM AKTENSCHRANK]

Improvisation ist uns aus vielen verschiedenen Kontexten vertraut. Wir kennen sie nicht nur aus der bildenden Kunst, aus der Musik oder aus dem Theater, sondern auch aus unserem alltäglichen Leben, wo wir in schwer planbaren Situationen „eben improvisieren müssen“. Das fängt schon bei der Interaktion mit unseren Mitmenschen an, deren Verhalten wir nie mit Sicherheit vorhersehen können. Oft besteht das Improvisieren im Alltag aber auch darin, dass wir mit dem, was ohnehin da ist, etwas Neues erschaffen. Wenn wir zum Beispiel eine leere Weinflasche als Blumenvase nutzen oder mit einer Zahnbürste unsere Fahrradkette reinigen, werden vorhandene Materialien für unsere Bedürfnisse zweckentfremdet. IMPROVISATION – IM LEBEN EINES TAUGENICHTS weiterlesen

URBAN REBELLION

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON PATRICIA HEGENBARTH, MARIANNE SCHULZE UND PAULA WEDEKIND

1. Verortung


„Raus aus dem Wald, rein in die Stadt“ – Mit den Prinzipien der ästhetischen Forschung die Stadt erobern.

Ausgehend von der durchgeführten ästhetischen Forschen im letzten Jahr, sollte unsere diesjährige Vermittlungssituation als Weiterentwicklung dieser, als ein Aufeinandertreffen mit der Urban Art, verstanden werden.

Zu oft nehmen wir unsere Umgebung als selbstverständlich wahr, vergessen genauer hinzusehen, richten unsere Blicke ausschließlich auf kommende Handlungsmomente, anstatt die Augen schweifen zu lassen, an Ungewöhnlichem hängen zu bleiben und sich einfach einmal eine Weile zu wundern. Wie Kämpf-Jansen schon in ihrem Seminarpapier zur ästhetischen Forschung formulierte, hatte auch unsere Vermittlungssituation unter anderem das Ziel, den Mitstudierenden „einen fragenden und entdeckenden Umgang mit Dingen und Phänomenen alltäglicher Erfahrung“ (Kämpf-Jansen  2015, S.1), auf den Weg in den schulischen Kontext zu geben. Die Auseinandersetzung mit einer selbstgewählten Fragestellung ergibt aber nur dann Sinn, wenn die Forschenden die Motivation aufbringen, sich diesen Überlegungen zu widmen, tiefer in Materie und Gestaltungsoptionen einzutauchen und sich auf den Ort einzulassen, der für möglichen Erarbeitungen neue Inspirationen liefern kann (vgl. Kämpf- Jansen 2000, S.1). Wir als „Initiatorinnen“ dieser ästhetischen Forschung mussten uns darüber bewusst werden, dass der gewählte Ort der Vermittlungssituation, die Fragestellung sowie die möglichen Erarbeitungen beeinflussen wird. Diese Tatsache kann einschränken, jedoch auch die Chance beinhalten, herauszufinden, welche verschiedenartigen Prozesse ein Ort hervorrufen kann.

„Auch die Orte der Erarbeitungen sind von Bedeutung, denn sie sind in der Regel sowohl Arbeitsort und Ausstellungsort zugleich. Diese Orte muss jeder, muss jede für sich finden, hängen sie doch wesentlich auch mit den inhaltlichen Fragen zusammen, die nur in bestimmter Weise und in bestimmten Räumlichkeiten zur Anschauung kommen können.“ (Kämpf-Jansen 2000,  S. 1.)

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PERFORMATIVER AUDIOWALK

EINE VERMITTLUNGSSITUATION VON LUISA FRANKE

„Du bist eingeladen, heute einen Weg zu gehen. Wir werden alle gemeinsam gehen, jeder für sich und doch als Gruppe. Wir richten unsere verschiedenen Blickwinkel auf die Stadt, die und alle verbindet, die wir täglich durchschreiten, in der wir jeden Tag Wege gehen; in der wir studieren, feiern, essen, einkaufen, Bus fahren- die wir verlassen- und zu der wir immer wieder zurückkehren.“

Für das Seminar „Von der Praxis in die Praxis“ beschritten wir, angeleitet über eine synchron abgespielte Audiospur, einen Weg vom Seminargebäude in die Dresdner Innenstadt. Dabei wurden nach und nach performative Impulse angeregt, die zum Nachdenken über den eigenen Körper im öffentlichen Stadtraum, das Zusammenwirken von vielen Körpern und die Verhältnisse von Gesellschaft und Stadt anregen sollten.


Verortung

In der Vermittlungssituation wurde ein Konzept verwirklicht, indem überwiegend eine Annäherung an performative Erfahrungen erzeugt werden sollte, ohne dabei klassischer Performance Art zu entsprechen. Den Studierenden sollten dabei zahlreiche Anregungen zum performativen Arbeiten angeboten werden, die sich auf verschiedene Unterrichtskonzepte unabhängig von Schulform oder Altersklasse übertragen lassen. Primäres Ziel der Vermittlungssituation war eine schrittweise Fokussierung auf die eigene Wahrnehmung, den eigenen handelnden Körper im Stadtraum und in der Öffentlichkeit. Dabei liegt in der „Interdisziplinarität und Komplexität von Performancearbeit und in der Zentrierung auf die Ausdruckskraft des ‚sich bewegend- handelnden Körpers‘ […] eine wichtige, wenngleich bisher unterschätzte Tendenz ästhetischer Bildungsprozesse“ (Lange/ 2002/ S.310), welche es schafft, aus den klassischen Unterrichtsstrukturen auszubrechen und „Situationen des Offenen, Unbestimmten und Subjektbezogenen“ (ebd.) zu entwickeln, in denen ästhetische Lernprozesse erst möglich werden. In der direkten Handlung liegt dabei die Chance, sich selbst (neu) zu erfahren, über Gattungsgrenzen hinweg gestalterisch tätig zu sein und Wissen interdisziplinär zu erweitern und zu vernetzen. (Vgl. ebd., S. 310f.) PERFORMATIVER AUDIOWALK weiterlesen